Neu Rot
Halt an
Tapetopia 004 Serie
limitiert auf 500 Scheiben
mit bedruckter Innenhülle und Beileger
Aufnahme + Wiedergabe - a+w 035
Ecke ggf. leicht bestoßen oder gestaucht, siehe Beispielbilder.
Infos:
Neu Rot "Halt An"
Neu Rot stellte innerhalb des alternativen Musikreservoirs der DDR eine singuläre Erscheinung dar.
Mit einer bemerkenswerten Strenge gegen sich selbst tastete sich die Band über Jahre konzentriert
in Richtung Postrock vor. Dieser intensive Prozess fand 1988 mit der Produktion des Tapes "Halt
An" seine Erfüllung. Ihm ging die Emanzipation von Punk sowie ein Ringen um die ureigensten
Mittel und ihre technische Umsetzbarkeit voraus. "Halt An" stand darüber hinaus im Zeichen einer
Trauerarbeit; 1987 starb Michael Pfaff, der erste Bassist der Band.
Wie so viele Bands, die Ende der 80er-Jahre einen geschliffeneren Ton pflegten, lagen auch die Anfänge von Neu Rot im Punkrock. Michael Pfaff, Jörg Stein und Henrik Eiler traten 1982 zunächst
als Egacell in Erscheinung und einige Male live in und um Leipzig auf. Bei einem Konzert mit der
Punklegende Wutanfall prallten innerhalb desselben Genres Welten aufeinander. In einer Wohnung,
in welcher die Punks fix eine Wand einrissen, um Raum für den anschließenden Tumult zu
schaffen, traf der reflektierende Punk von Egacell auf den Affektpunk von Wutanfall. Dem
logischen System-bruch von Punk zu Postpunk folgte schließlich die Umbenennung von Egacell zu
Neu Rot.
Zunächst markierten diesen Bruch die Texte des neuen Sängers Klaus-Peter John, der sich jedoch
1987 seinem Projekt The Oval Language zuwandte, sowie ab 1984 die Violine von Anke Mehlhorn.
Um kontinuierlich auftreten zu können, unterzog sich Neu Rot dem bizarren Vorgang einer sogenannten „?instufung“. In der gnädig erteilten „Grundstufe“, unter gleichzeitiger Androhung ihres
Entzugs, fielen Erlaubnis und Verbot zusammen; die Band erklärte man für legal, ihre Texte
dagegen als illegal. Zuvor hatte die Einstufungskommission während des Songs „Wozu Grenzen
ziehen“ reflexartig den Raum verlassen. Selbst den Bandnamen empfand die Jury als eine unberechenbare Assoziationskette vom verdächtigen Wort Neu zur ideologischen Signalfarbe Rot. Noch ein
Jahr später tönte es der Band aus einer städtischen Behörde entgegen: „Sie wissen ganz genau, dass
die Musik, die sie machen, in unserem Staat nicht erwünscht ist!“
Neu Rot setzte seinen Pilgerweg ins eigene Zentrum fort. Das 1987 eingespielte Tape "Brot &
Spiele" präsentierte noch eine verschleppte Variante der Birthday Party, wobei dessen herunter gedimmte Anmutung auf ein Tonband zurückging, welches während der Aufnahmen etwas zu
langsam lief. Dieser willkommene Effekt löste einen schöpferischen Sparzwang aus, der sich für
„Halt An“ als richtungsweisend herausstellen sollte. Jörg Steins Gesang sprach wie zu sich selbst
und wurde durch einen Gitarrenkompressor gezwängt, über den das Mikro lief. Als Gitarrist schlug
Stein dabei nur bestimmte Saiten auf immer wiederkehrenden Bundlagen an. Henrik Eiler
reduzierte mittels ungerader Taktarten gezielt die Dynamik der Songs und musterte weitestgehend
die Becken aus oder ersetzte sie auch mal durch Bleche aus der Druckformherstellung.
Um einen Stil live zu entwickeln, nutzte Neu Rot seine "Grundstufe" und trat häufig auf. Karsten
Maaß, ein Multiinstrumentalist und in dem Projekt Das Messer aktiv, sah ein Konzert von Neu Rot
und verstand intuitiv ein Konzept, das zwar auf Teilhabe, nicht aber auf bedingungsloser Hingabe
an das Publikum basierte. Die Band und sein Bass fusionierten, Maaß stieg unmittelbar zu den
Aufnahmen von "Halt An" ein und blieb als einflussreiche Konstante. Produziert wurde das Tape
von Mike Stolle, ein Technikus, der Blei in Gold verwandelte, indem er zum Beispiel einem MonoMischpult Stereo einhauchte. Eine leerstehende Wohnung diente als Studio, ihr Mieter schien
verschollen, entweder republikflüchtig oder einfach nur abgetaucht. An der Tür stand, im sinnigen
Kontrast zu den Klängen, die aus den Räumen drangen, der Name Lachmund.
Eine verwaiste Wohnung war auch für das Tape-Cover von Bedeutung. Während seiner
Stationierung als Bausoldat bei Görlitz hatte der Künstler Daniel Schörnig für seine Ausgangszeiten
kurzerhand eine Wohnung in der Stadt besetzt. Einen Raum überschrieb er mit der Aufschlüsselung
des Tapes in Titel und Namen, dann fotografierte er ihn. Die Cover kamen aus der Dunkelkammer,
die Abzüge schnitt man von Hand zu. Inzwischen ist die Auflage von „Halt An“ nicht mehr zu
rekonstruieren, sie lag irgendwo zwischen über fünfzig und unter einhundert Kopien, die zumeist
bei Konzerten verkauft wurden.
Henrik Eiler und Anke Mehlhorn spielten ab 1985 phasenweise auch bei pffft...!, einem
Industrialprojekt des ehemaligen Wutanfall-Sängers Chaos. Da Chaos in der DDR als Unperson
galt, traten pffft...! mit Eilers und Mehlhorn mehrfach unter dem Decknamen Neu Rot II auf; die
Verhältnisse machten die Tarnung unter einem Klarnamen nötig. Jörg Stein und Karsten Maaß
entzogen sich diesen Verhältnissen im Herbst 1989 und kehrten der DDR den Rücken. Vorerst Geschichte, reformierte sich die Band 1992 mit Stein, Eiler und Maaß. Neu Rot ist bis heute aktiv.
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